HII – 180/1080

Der Start in ein Spiel, wie in einem Plastikgefängnis fühlt er sich jeweils an:  Links und rechts farbige Plastikstäbe, rundherum zehn Spieler die nur darauf warten, dass sie auf mich einprügeln können. Dann der Pfiff – das erste Mal erklang er in dieser Saison am 16.09.2017 punktgenau um 18:02.

Gleich von Beginn weg rollte ich nicht für alle Beteiligten in die gewünschte Richtung, wobei dies, zu meiner Entschuldigung, in der Natur der Sache liegt, wäre unser Sport ansonsten doch auch ziemlich langweilig. So hatte das eine Team bedeutend mehr Mühe, den Einstieg in die Partie zu finden als das andere. Aber auch das ist im von mir gewählten Sport natürlich nicht ganz unüblich. Nachdem ich auf alle Fälle innert kurzer Zeit drei Mal bei dem einen Team im Tor eingeschlagen hatte, hörte ich von dieser Seite schnell Sätze wie „Willkomme i dä zweitä Liga“ oder „Jungs, das isch nümm de Ponyhof vo letscht Jahr“. Diese Aussagen änderten aber nichts an der Tatsache, dass dieses Team, welches ich auf Grund des Dialektes dem Kanton Obwalden zuordnete, nicht richtig auf Touren kam. Zwar gelang es ihnen immer mal wieder mich im gegnerischen Tor zu versorgen, auf mehr als ein Tor Differenz kamen sie aber nie heran. Als ich nach 60 Minuten fleissig mal hierhin und mal dorthin geschoben, geschossen, getreten, gestreichelt, gedrückt und geliebkost wurde, standen im Total 15 Tore zu Buche. Für die Herren aus Obwalden war die Verteilung dieser Tore eher ungünstig. Sie versorgten mich „nur“ sechs Mal im Tor. Auf Grund dessen liegt die Annahme nahe, dass das andere Team, der Sprache nach mussten es Zürcher sein, den Sieg mit neun Toren nach Hause trug. Glücklicherweise hielt sich der Frust er Obwaldner in Grenzen und ich durfte mich ohne grössere Blessuren zu meinen Kollegen gesellen und den Nachhauseweg antreten.

Block 2 Foto vor dem eigenen Tor (es fehlt: F. Gehrig) (Foto: Simon Abächerli)

Block 2 Foto vor dem eigenen Tor (es fehlt: F. Gerig) (Foto: Simon Abächerli)

Das nächste Mal erblickte ich das Hallendach eine Woche später. Der Lärmpegel war massiv höher, weswegen ich darauf schloss, mich im Unihockeymekka der (Zentral)Schweiz, in Sarnen, zu befinden. Ansonsten ‚same procedure as every week‘: Plastikgefängnis, Schläge, Streicheleinheiten, Platzangstgefühl, Zerdrückungsgefahr, … Anders als letzte Woche gestaltete sich das Spiel aber deutlich weniger abwechslungsreich. Meine Wenigkeit wurde sorgfältiger behandelt und ich wurde viel weniger oft mittels einer Flugeinlage in Richtung Tor befördert. Von den Gesichtern des Heimteams, diesmal in Schwarz-Rot auflaufend nachdem es letzte Woche noch in Blau-Weiss auf dem Feld stand, konnte ich ablesen, dass sie mit dem Gebotenen auch deutlich zufriedener waren als noch letzte Woche. Meinerseits zeigte ich mich für einige blaue Flecken bei den Abwehrspielern verantwortlich, was durchaus als Kompliment für die Leidtragenden zu verstehen ist. Schlussendlich kam es wie es kommen musste, man verdonnerte mich zu Überstunden. Denn die beiden Teams brachten es tatsächlich fertig, mich nach 60 Minuten nur jeweils einmal im Tor des Gegners unterzubringen. Zu meiner persönlichen Überraschung schaffte es das Heimteam auch nicht, eine fast zweiminütige doppelte Überzahl am Ende der regulären Spielzeit in ein Tor umzumünzen. Wobei ich hier jegliche Schuld von mir Weise. Ich hätte den Weg ins Tor schon gefunden, wenn die Spieler den vorgehabt hätten, eine ihrer unzähligen Chancen auch tatsächlich nutzen zu wollen. In der Verlängerung hielt man sich in der Turnhalle dann artig ans Drehbuch für Ballsportarten und ging zur Szene „Wer sie vorne nicht macht, kriegt sie hinten rein“ über, sprich Sieg für das Gastteam. Trotz der zweiten Niederlage in Folge war ich beeindruckt von der Professionalität der Verlierermannschaft. Ich machte mich schon darauf gefasst, weit weit weggeschossen zu werden, doch von Panik keine Spur. Viel mehr erfreute man sich über die gemachten Fortschritte.

Was ich dann, wiederum eine Woche später, erleben durfte, übertraf meine kühnsten Erwartungen. Nachdem ich einmal mehr meine Plastikgefängnisphobie überwunden hatte, stellte ich mich auf einen gemütlichen Arbeitstag ein. Nach meinen Erfahrungen von letzter Woche glaubte ich nicht daran, allzu oft aus einem Tor gefischt werden zu müssen. Doch wie sagt eine zweite Floskel so schön: „Erstens kommt es anders, zweitens als man denkt!“ Bähm, gleich sieben Mal (7!!) brachten mich die Herren mit dem Obwaldner Dialekt im Tor vis-à-vis von dem ihrigen unter. Da ich bei ihnen selber nur einmal den Torhüter von hinten bestaunen durfte, wurde es zu einer klaren Angelegenheit. Und jetzt wurde ich weggeschossen und zwar zünftig. So fest, dass ich auf der Zuschauertribüne landete. Aber wenn es aus Freude geschieht, ist so eine Aktion auch für mich verzeihbar.

Cirque du Soleil feat. T. Lengen & HC Weggis-Küssnacht (Foto: Simon Abächerli)

Cirque du Soleil feat. T. Lengen & HC Weggis-Küssnacht (Foto: Simon Abächerli)

Was bleibt von den bisherigen Erfahrungen übrig? 180 reguläre Spielminuten wurden gespielt, 900 stehen noch an und das Team aus Obwalden hat vier von neun möglichen Punkten geholt. Für die nächsten 60 Spielminuten gehe ich mit ihnen in die Sonnenstube der Schweiz. Man munkelt, dass ich diese Mal die Herkunft des Gegners nicht am Dialekt erkennen muss, die Sprache sollte reichen. Ansonsten freue ich mich auf das nächste Plastikgefängnis und auf einen punktgenauen Anpfiff am Sonntag um 13:15 Uhr. Vielleicht bleibe ich dann auch gleich im Süden und verbringe die Wintermonate dort. So ein wenig Bräune würde meinem löchrigen weissen Kleid eigentlich noch ganz gut tun..

 

Jump Dübendorf – Ad Astra Sarnen II 9:6

MZH Dürrbach, Wangen b. Dübendorf. 50 Zuschauer & 2 Hooligans.

Tore: Immer mal wieder.

Strafen: Noch in Abklärung.

Dübendorf: Ca. 17 Spieler.

Sarnen: Pro Block 5 + 1 Torhüter.

Bemerkungen: Stimmung gut.

 

Ad Astra Sarnen II – Einhorn Hünenberg 1:2 n.V. (0:1, 1:0, 0:0)

Dreifachhalle, Sarnen. Gefühlte 500 Zuschauer & 2 Hooligans.

Tore: 18:20 Hünenberg. 22:05 D. Schürmann

Strafen: Da gab es viele. In (schlechter) Erinnerung bleibt die doppelte Überzahl für die Obwaldner am Ende der regulären Spielzeit.

Hünenberg: Viele Spieler in Pink.

Sarnen: Pro Block 5 + S. von Wyl im Tor mit dem Spiel seines (bisherigen) Lebens!

Bemerkungen: Stimmung sehr gut.

 

Ad Astra Sarnen II – HC Weggis-Küssnacht 7:1

Dreifachhalle, Sarnen. 50 Zuschauer & 2 Hooligans.

Tore: So viele, dass das Statistikamt den Bettel hinschmiss.

Strafen: Aucune.

Weggis-Küssnacht: Knapp 10.

Sarnen: Pro Block 5, 1 Torwart + auch einmal ein Dankeschön an unseren Coach G. Hottiger!

Bemerkungen: Stimmung bombastisch!