Neustart für gefallenen Star
Mit Alexander Rudd verpflichtet der Obwaldner Unihockey-Verein und Punktelieferant Ad Astra Sarnen einen schwedischen Doppelweltmeister und Spektakelspieler. Zuletzt sorgte Rudd in Schweden neben dem Platz für Schlagzeilen.
(David Grob | Luzerner Zeitung) Es war ein Erdbeben, das die Schweizer Unihockeywelt Anfang August erschütterte: Alexander Rudd, zweifacher Weltmeister, dreifacher schwedischer Meister – einer der spektakulärsten Spieler der Welt – wechselt in die Schweiz. Und nicht zu einem Schweizer Topverein, wie Serienmeister SV Wiler-Ersigen – nein, zum Obwaldner Verein Ad Astra Sarnen. Schlusslicht, Punktelieferant, Abstiegskandidat.
Fast bemerkenswerter sind aber die Nebengeräusche, die den Transfer begleiten: Rudd soll in der schwedischen Stadt Uppsala Teil eines Drogenhändlerrings gewesen sein, schreiben SRF und das Schweizer Szenemagazin «unihockey.ch». Der «Blick» titelt in grossen Lettern: «Riesen-Wirbel in der Schweizer Unihockey-Szene!» Ein schwedischer Nationalspieler als Teil einer kriminellen Organisation? Was steckt dahinter?
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Drogendelikte und Trunkenheit am Steuer
Treffen mit Alexander Rudd und Ad-Astra-Präsident André Küchler in der Geschäftsstelle des Vereins. Seit Anfang Juli ist Rudd in der Schweiz. Jetzt spricht er über die Geschehnisse, die zum Transfer geführt haben. Vieles, was über ihn berichtet werde, sei falsch, sagt Rudd. «Nichts als Gerüchte.»Fakt ist: Rudd wurde Ende Juli in Schweden erstinstanzlich wegen Trunkenheit am Steuer und geringfügiger Drogendelikte verurteilt. Im Herbst 2017 geriet Rudd mit 0,44 Promille Alkohol im Blut in eine Polizeikontrolle. In Schweden liegt die erlaubte Grenze bei 0,2 Promille. Ebenso blieb er im Herbst 2020 in einer Drogenkontrolle hängen. Nach der Analyse der Blutprobe wurde er erst freigesprochen – und vor kurzem nun doch verurteilt. Rudd wurde zum Verhängnis, dass er ein Medikament gegen Kopfschmerzen infolge einer Gehirnerschütterung eingenommen hatte. Ein Medikament, das mittlerweile auf einer Liste illegaler Substanzen ist. Gekauft hat er dieses über eine Onlineplattform. «Das Medikament war beim erstmaligen Bezug legal», sagt Rudd. «Hätte ich gewusst, dass das Medikament illegal ist, hätte ich es nicht eingenommen.»
Brisant sind die Umstände der Verurteilung. Diese erfolgten im Rahmen der Aktion «Kriställhärvan», eines grossen Prozesses der schwedischen Justiz gegen die Organisierte Kriminalität. 58 Personen standen während vierzig Tagen vor dem Bezirksgericht Uppsala – einer davon eben auch Rudd. Seine Verbindung zu den Mitbeschuldigten: die Onlineplattform.
Die Hauptbeschuldigten wurden Ende Juli bis zu acht Jahren wegen Drogenhandel, Verstössen gegen das Waffengesetz, Geldwäsche verurteilt. Auch sollen die Haupttäter Angriffe auf die Polizei geplant haben. Zur Relation: Rudd wurde zu 75 Stunden gemeinnütziger Arbeit auf Bewährung verurteilt, von den vierzig Prozesstagen stand Rudd gerade mal eine Stunde vor Gericht. Er beteuert seine Unschuld. Seine Anwälte haben Berufung eingelegt. In gewissen Medienberichten war ebenfalls von Waffenhandel die Rede – nur: Dafür wurde er nie angeklagt. Rudd geht gerichtlich gegen solche Behauptungen vor.
Ein Transfer als Flucht
Rudds Transfer in die Schweiz ist auch eine Flucht. Eine Flucht vor den Gerüchten und vor den Schlagzeilen. «Liest man die Zeitungen, klingt es, als ob ich ein Schwerverbrecher bin. Mir ging es aufgrund der Berichterstattung oft nicht gut. Ich möchte mich nun wieder besser fühlen.» Rudd hat vieles verloren. Seit rund zehn Jahren ist er Nationalspieler. Jetzt rechnet er nicht mehr mit einem Aufgebot für die Weltmeisterschaften im Dezember in Helsinki.
«Einer, der seine Mitspieler besser macht»
Oscar Lundin war die vergangenen zwei Jahre Rudds Trainer in Storvreta, stand zuvor drei Jahre an der Bande des Schweizer Clubs Alligator Malans. Für ihn ist Rudds Transfer eine grosse Chance für Sarnen und fürs Schweizer Unihockey. «Rudd ist ein Spieler, der stets für Spektakel auf dem Platz sorgt. Es wird sehr interessant fürs Publikum.»
Dass der Transfer in die Innerschweiz glückte, liegt nicht zuletzt an Sarnens neuem Trainer Mikael Öhman. Ab Februar trainierte Rudd gelegentlich in Stockholm bei Öhmans damaligen Team Djurgarden. Dann wurde der Schwede von Sarnen als neuer Headcoach verpflichtet. Und mit ihm der Transfer von Rudd angedacht.
«Erst war es eine Bieridee», sagt Vereinspräsident André Küchler. «Aber wir merkten, dass ein Transfer auch gut für Alexander in seiner derzeitigen Situation ist.» Man habe sich vor dem Transfer intensiv mit Rudds Geschichte auseinandergesetzt, heisst es in einem Statement von Ad Astra Sarnen. Küchler sagt: «Wir stehen voll hinter Alexander und wollen ihm diese Chance geben.»
«Für mich ist der Transfer zu Sarnen ein Neustart – persönlich und sportlich», sagt Rudd. Er, der alles gewonnen hat und immer gewinnen will, möchte den Obwaldner Verein, der in den vergangenen Jahren meist verloren hat, auf die Siegerstrasse führen. «Ich will meine Mitspieler besser machen. Ich will, dass Sarnen zum ersten Mal die Playoffs erreicht.»
Einen ersten kleinen Beweis für sein Können lieferte Rudd im Testspiel gegen Zug United:
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